Tausche Bratwurst gegen Ring

(Erstveröffentlichung am 08. August 2012)

Ich traf eine Frau. Eigentlich nichts Besonderes.
Die Dame, um die es hierbei geht ist allerdings etwas Besonderes. Klar, das behauptet jeder Mann von einer Frau, in die er sich verguckt hat. Doch so weit ist es noch nicht.

Besonders an ihr ist, dass ich bisher noch keine Frau wie sie kannte.

Auch das klingt zunächst nach einem gefühlsduseligen Mann.

Aber auch hier ist es noch nicht so weit.

Die Vorzeichen sind nicht gerade die besten, jedenfalls was das Zusammenpassen von uns beiden angeht – auch das ist eigentlich nichts Neues. Jedenfalls nicht für mich.

Ich versuche sie zu beschreiben ohne zu viele Details zu nennen. Schließlich soll ja im Internet eine gewisse Anonymität gewahrt werden. Falls ich über den Status Bekannter / Freund nicht hinaus komme, möchte ich ihr eine gewisse Peinlichkeit bei künftigen Treffen ersparen.

Ich fange damit an was mir als erstes auffiel. Die Augen.

Ich weiß, es ist ein Klischee. Aber so ist es nun mal. Neben all den Attributen einer Frau sind es doch die Augen, die mich fesseln. Sie strahlen in hellem blau, wie man es nur von Postkarten aus der Karibik kennt. Umgarnt von langen zart geschwungenen Wimpern. Wahnsinn! Darin könnte ich mich verlieren und sie stundenlang anstarren.

Als nächstes fiel mir ihr Haar auf. Es ist nicht einfach nur blond. Es hat einen seidig goldenen Glanz, fällt weich auf ihre schlanken Schultern.

Ihr Lächeln zieht mich total in ihren Bann. Es ist einfach zauberhaft. Ihre Lippen. Weich und rund geschwungen. Sie scheinen nach unendlich langen Küssen zu verlangen.

Ihre Stimme hat eine angenehme Tiefe. Nein, nicht wie eine Kugelstoßerin aus der ehemaligen DDR, aber eben etwas kerniger als von den meisten Frauen gewohnt. Das genaue Gegenteil des Klischees einer quietschenden amerikanischen Tussie. Vielleicht fällt das auch nur mir auf. Aber diese Stimme ist es, die man morgens als erstes hören möchte. Eine Wohltat für die Ohren.

Ihre Haut scheint zart wie Samt. Bisher kam es nur zu kleineren flüchtigen Berührungen, die den optischen Eindruck untermauern ließen. Diese leichte Bräune passt perfekt zu ihrem güldenen Haar und diesen traumhaften Augen.

Die Hände sind gepflegt. Ja, ich achte sehr auf Hände. Abgekaute Fingernägel sind nicht so ganz meine Sache… Schlanke Finger, manikürte Nägel. Ein dezenter Nagellack. Passend zum perfekten Gesamtbild dieser Frau.

Sie ist von schlanker Statur. Mir persönlich sind ein paar Pfund zu viel oder zu wenig vollkommen egal. In ihrem Fall würde ich das Prädikat optimal wählen. Auch wenn sie selbst von Problemzonen spricht. Aber das macht jede Frau. Da ich kein Mann bin, der einen Frauenkörper wie einen Autoteile-Katalog betrachtet und sich an Einzelteilen ergötzt, sei an dieser Stelle nur vermerkt, dass Mann hier ruhig wunschlos glücklich sein darf. Wer an diesem makellos schönen Körper etwas zu meckern hat, hat wohl nicht mehr alle Sinne beisammen.

Vor kurzem wehte ein schwacher Wind einen Hauch ihres Parfüms in meine Nase. Es war nur für einen kurzen Augenblick, aber der Duft passte absolut in mein bisheriges Bild von ihr. Zart, weich, nicht zu verspielt und blumig, aber sehr angenehm und frisch wie eine leichte Sommerbrise. In einer Situation legte sie kurz ihren Kopf auf meine Schulter. Ich spürte ihr weiches Haar, ihre zarte Haut und da war er wieder, dieser unvergleichliche Duft.

So viel zu meinen bisherigen Erkenntnissen. Über ihr Wesen vermag ich bis jetzt noch nicht sehr viel zu sagen. Aber ich bin dran. Ich möchte sie besser kennen lernen. Ein bisschen Smalltalk, ein nettes Miteinander ist schon vorhanden. Es darf für meinen Geschmack aber gern ein bisschen mehr sein. Wir werden sehen. Bisher ist sie sehr sympathisch, obwohl man aufgrund ihres perfekten Erscheinungsbildes auch eine gewisse Einbildung erwarten könnte.

Wie kam ich zu dieser Ehre? Ganz einfach. Wir haben uns eher zufällig kennen gelernt. Da ist sie mir zwar als sehr hübsch aufgefallen, aber mehr auch nicht. Eine gemeinsame Freundin meinte dann aber, dass sie doch was für mich wäre. Da begann ich sie etwas näher zu betrachten und kam zu den oben aufgeführten Eindrücken. Es ist mal wieder ein Versuch mich zu verkuppeln. Das angenehme bei solchen Aktionen ist, der gemeinsame Freund kann das gegenseitige Interesse ausloten, ohne dass es einem der beiden peinlich sein müsste. Mal davon abgesehen, dass man sich beim Balzverhalten leichter tut, wenn man weiß, dass das Gegenüber auch interessiert ist.

Was absolut für sie spricht, sie sehr sympathisch macht, eigentlich schon eine Verpflichtung ist, sie direkt vor einen Altar zu bitten: „Ein Mann muss mir keinen Schmuck schenken. Wenn er mir eine Bratwurst macht bin ich glücklich!“

Eine Frau, die Fleisch liebt, die mit einem einzigen Foto die Auflage der Vogue locker verdoppeln würde, nett und Single ist. Hm, da muss ein Haken sein. Ich konnte allerdings noch keinen finden. Vielleicht gibt es doch einen Gott, der es gut mit mir meint oder es ist nur eine weitere Prüfung des Lebens. Es liegt eine komische Spannung in der Luft. Im Job läuft es gut, ich habe Miss Perfect entdeckt, was kommt noch? Wenn ich wirklich sowohl das private als auch das berufliche Glück gefunden haben sollte, trifft mich wahrscheinlich einen Tag später der Blitz. Naja, dann kann ich den anderen Leuten auf der Wolke erzählen, dass ich den perfekten Tag hatte! ☺

PS: Wenn ich die Augen schließe sehe ich ihr Gesicht. Ist es doch schon so weit?